Wallgrabenanlagen im Wald
- Florian Friedrich
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Wallgrabenanlagen im Wald
Den vielgestaltigen Gehegen liegen meist auch ganz unterschiedliche historische Nutzungsformen zugrunde. Die Unterscheidung bzw. die Recherche nach den wahren Hintergründen gestaltet sich nicht immer einfach. Es gibt unter ihnen ehemalige Bienenstellen, Viehgehege, Jagdgehege, Pflanzkämpe und einiges mehr.
Zur besseren Unterscheidbarkeit bemüht sich derzeit der Luftbildarchäologe Heinz Dieter Freese um die Erstellung einer entsprechenden Typologie. Aus diesem Grund diskutieren wir seit einiger Zeit einige Beispiele, um einen thematischen "roten Faden" zu finden.
Herr Freese hat einige ehemalige Schafställe nachgewiesen, die mit solchen Umwallung bzw. Einhegungen im Zusammenhang stehen - und ich habe einige Umwallungen eindeutig als ehemalige Immenstellen (eingehegt Bienenzäune) belegen können. Uns geht es in der Diskussion darum, die einen von den anderen möglichst eindeutig unterscheiden zu lernen und mögliche Mischformen zu identifizieren.
Weil dieser Gedankenaustausch mglw auch für andere Kulturlandschaftsforscher interessant ist, veröffentlichen wir ihn hier.
Als Beleg und Diskussionsgrundlage dienen dabei vor allem Laserscandaten (ALS) die in Form eines Digitalen Geländemodells (DGM) in der behördeninternen Denkmaldatenbank (ADABweb) abrufbar sind.
An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die LGLN und das Niedersächsische Landesamt für Denkmalpflege (NLD) dafür, dass wir das DGM im Rahmen des Projektes Spurensuche Niedersachsen Digital verwenden und präsentieren dürfen.
Es gibt nichts genaueres beim Aufspüren von Erdwällen, Gräben und ähnlichem
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
Beschreibung des Objekts:
Anlage von insgesamt ca. 110 m L. und 95 m Br., WNW-OSO orientiert, oval. Im S-Teil sind 4 Wälle mit jeweils außen vorgelagerten Gräben feststellbar; im NO-Teil, nördl. des Waldweges ein Wall mit flachem, außen vorgelagertem Graben. Wallbr. bis 3,5 m; H. bis 0,6 m. Grabenbr. bis 0,8 m, Grabentiefe bis 0,3 m. Profile abgerundet. Unmittelbar südl. des die Anlage durchquerenden Waldweges befinden sich zwei Reihen von Granitsteinen, WNW-OSO orientiert, L. bis 17 m. Wälle und Gräben sind durch den Waldweg unterbrochen, stellenweise sind sie sehr verwaschen.
4) Datierung/Interpretation:
Lt. Matthies sind die Granitsteine die Fundamente eines alten Schafstalles, der in die Wallanlage aber erst später eingebaut wurde (Überschneidung). (später? glaub ich nicht: Freese)
Im alten Mtbl. Nr. 1380, Ausgabe 1901 und in der Kurhann. LA ist der Stall innerhalb einer Laubwaldfläche inmitten einer größeren Heidefläche eingezeichnet.
- Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
Etwas verwirrend wirkt auf mich die Anzahl der Wälle. Liegt das Objekt in Hanglage?
Allerdings bin ich noch nicht überzeugt, dass es sich bei der "Immenstelle an Hunebornsmoorgraben" (wir sprachen am Telefon darüber) ebenfalls um ein ehemaliges Schafgehege handelt. Ich habe Ihnen (auf die Schnelle) meine Erkenntnisse zur besagten Immenstelle mit Kartenbelegen zusammengestellt.
Zur Immenstelle „an Hunebornsmoorgraben“:
Preußische Landesaufnahme (PL): Die Immenstelle ist in der PL nicht mit ihrer besonderen Form (vgl KurHanLA und DGM) verzeichnet – sondern einfach rund. Der nahebei verzeichnete Stall (St.) bezieht sich nicht auf die Immenstelle, sondern auf die dort gelegene „Schaf Heg“ (vgl. Verkoppelungskarte von 1857). Die Baumsignaturen in der PL deuten die ehemalige Umwallung noch an. Auszug der Verkoppelungskarte „Feldmark Hohne“ von 1857: Achtung, die Karte ist nicht eingenordet. Zur Orientierung können die Weggabelung (heutiger Ahnsbecker Weg) und die Umwallung der Gräfenhorst (Grevingshorst) am unteren rechten Bildrand dienen. Verzeichnet sind die Immenstelle „an Hunebornsmoorgraben“ (oben) mit einer etwas anderen Form (vgl DGM) – ein „Sch.Heg“ (Schafgehege; in der Bildmitte) und eine weitere runde Immenstelle (unten). Die beiden letzteren sind nicht mehr vorhanden. Die obere Immenstelle ist unter Wald erhalten geblieben. Ein Hinweis, dass es sich dabei ebenfalls um ein Schafgehege gehandelt haben könnte, liegt mir nicht vor. In der Kur.Han.LA (1779) ist die Immenstelle an Hunebornsmoorgraben offenbar verzeichnet – die Form entspricht in etwa der tatsächlich vorgefundenen (vgl. DGM; habe sie spontan "Schmetterlings-Form genannt). Das Schafgehege und die andere Immenstelle sind nicht kartiert – Die Umwallung der Gräfenhorst (von 1760) sehr wohl. Im DGM ist die Immenstelle sehr gut zu erkennen. Auch die ähnlich wirkende Umwallung (unten rechts am Bildrand) habe ich erst auf diese Weise gefunden. Dort hat laut PL ein Stall gestanden. Das könnte Ihre Theorie bestätigen.
Vom in der Verkoppelungskarte westlich der Immenstelle verzeichneten Schafgehege ist nach Überackerung auch im DGM nichts mehr zu sehen. Das Objekt ist auch im KLEKs verzeichnet: https://www.kleks.app/editor/?element_id=240959&lang=de
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
Desgleichen bei der unteren Anlage.
Beweis: Wenn Sie mal wieder in Hohne sind, könnten Sie ein bisschen herumstochern an den Gebäudefundamenten hier und dort. Oder was sollten die zentralen Rechtecke sonst bedeuten?
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
der abgebildeten Stelle in der Gemarkung Neddenaverbergen, Ldkr. Verden.
Danke für einen Hinweis!
- Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
https://www.arl-lw.niedersachsen.de/sta ... 51108.html
Habe mir die Region gerade im DGM angesehen - sieht interessant aus und die Verkoppelungskarten wären sicherlich aufschlussreich.
Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Suche
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
in Stade liegen, da fahre ich demnächst mal hin.
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
Fazit: Die südliche Anlage ist kurios, weil sie so zweigeteilt wirkt, ein ursprünglicher Kreisgraben mit Wall ist nicht mehr erkennbar im Gelände.
Auch das Zentrum habe ich nicht gefunden! Schwierige Verhältnisse mit niedrigen Wällen und altem Bewuchs.
Die nördliche Anlage ist dagegen super. Der Graben und Wall sehr schön erhalten (siehe Foto). Diesen Wallring halte ich primär für einen Immenwall. Später wurde der Ring in Nord und Süd geöffnet und ein Weg mit Seitenwällen hindurchgezogen. In der Mitte der Schafstall. Dort liegen noch drei große Findlinge, die evtl. früher als Fundamente dienten. Aber es ist mir nicht gelungen, die Ränder des Stalles zu erkennen, obwohl sie im SCAN so perfekt zu sehen sind, - passt auch alles von der Schafstallgröße her.
Der eine Knochen sieht allerdings mehr nach Schwein aus, oder irre ich mich? In dem Wurzelwerk des umgestürzten Baumes könnten Sie bei Gelegenheit nochmal rumstochern wegen Funden, falls Sie sich das ansehen vor Ort, ich hatte keine Kelle dabei.
Soweit in Kürze.
- Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
Das sind doch interessante Funde.
Ich halte Ihre Theorie mit dem Stall an dieser Stelle für durchaus schlüssig.
Das Objekt ist übrigens auch im KLEKs dokumentiert https://www.kleks.app/editor/?element_id=240959&lang=de - dort allerdings noch als umwallte, ehemalige Bienenstelle. Zumindest zeitweise scheint sie das ja auch gewesen zu sein.
- Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald
Ein aktuelles Beispiel, das ich im Gelände noch nicht besichtigt habe, befindet sich nahe Faßberg/Schmarbeck.
Im DGM ist der ehemalige Schafstall ebenso zu erkennen (roter Pfeil), wie die zugehörigen Wallanlagen (blaue Pfeile). Spannend auch die Wegespuren oben rechts im Bild. Nebenbei: Die Wegespuren sind im DGM in der anschließenden Heidefläche auf breiter Front zu sehen und und zeigt somit das oft zitierte Bild der schlechten Heidewege. Sie sollen oft hunderte Meter breit gewesen sein, weil der weiche Heidesand ständiges Ausweichen auf noch nicht zerfahrene Partien erforderte. Hier schön zu sehen (Ausrichtung blaue Pfeile). Auch bemerkenswert die Sprengtrichter (roter Kreis) aus dem Zweiten Weltkrieg - in unmittelbarer Nähe zum Fliegerhorst Faßberg. Zurück zum Schafgehege/Stall/Bienenzaun-Komplex: Im KLEKs wurde dort bereits ein Bienenzaun gemeldet https://www.kleks.app/editor/?element_id=341756&lang=de, der auch in der PL bereits verzeichnet wurde: Auch die HL zeigt dort bereits im 18. Jahrhundert ähnliche Strukturen: Dort, bei Schmarbeck/Faßberg, könnten Sie wohl eine eine weitere Bestätigung für Ihre Thesen finden.
Allerdings habe ich auch alte Immenstellen mit komplexen Strukturen, denen ich einen anderen Hintergrund zuschreibe. Es handelte sich aus meiner Sicht oft um Windschutzanpflanzungen bzw. Bienenweiden oder auch Aufforstungen - wir sprachen bereits einmal am Telefon darüber.
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