Wallgrabenanlagen im Wald

Hier werden unterschiedliche Kulturlandschaftelemente diskutiert
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Und hier noch der Hammer, heute Morgen entdeckt: DER klassische Schafstall
bei Westgellersen, original wie die Dinger auf der Kurhannoverschen. Das ist
so ein Fund wie Ihr "Lüßmanns Immenzaun"....
Klassische Schäferei Westergellersen.jpg
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Das ist wirklich ein schönes Exemplar. Die diesbezügliche Anfrage bei meinem Kontakt läuft übrigens seit einigen Tagen - allerdings steht die Antwort noch aus.

Das Gehäge bei Albes Mühle wäre vieleicht etwas für den digitalen Spaten - wobei vor Ort Stacheldrahtreste an den Eichen darauf hindeuten, dass in der jüngeren Vergangenheit dort eine Weide eingerichtet war, was ja nicht unbedingt etwas zur Vorgeschichte der Anlage aussagt, aber mglw falsch-positive Befunde liefern würde. Die Fläche ist aber bereits auf der Kurhannoverschen als eine Art Weide oder Wiese eingezeichnet. - wegen der 900 € muss ich noch mal inmichgehen und überlegen, wie es meine Projektmittel hergeben könnten.
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Zu Ihren beiden neuen Gehegen:
Das Objekt aus Abb.58 kenne ich. Es heißt Immenbusch und liegt in der Starkshorner Heide. Für mich eines der Immenbusch-Beispiele von denen ich Ihnen auch noch einige schicken will/werde. Schafhaltung erkenne ich dort nicht. Den Brunnen kannte ich bislang zwar nicht, aber ich hätte mir seinerzeit dort, in dieser absolut sandigen Gegend, durchaus wohl einen Brunnen gewünscht, wenn ich versucht hätte Bäumchen aufzuziehen. Dass der Wall die Anpflanzung dann vor Wild- oder vielmehr Weidevieh-Verbiss schützen sollte und vor allem eine sichtbare Abgrenzung zur Allmende (für Hirten und andere) darstellte, erscheint mir immer noch logisch. Der Brunnen bestärkt das eher. Bei den anderen mir bekannten Pflanzkämpen gibt es keine Brunnen aber immer kleine Wasserläufe, um die Bewässerung der Bäumchen zu gewährleisten.
Das Objekt dürfte im Zusammenhang mit dem Winkelmannschen Hof in Starkshorn stehen. Die Familie ist dort seit dem 15. Jahrhundert nachgewiesen und dürfte durchaus früh ein (Eigen-)Interesse an Baumanpflanzungen gehabt haben. Das Gehege liegt auch abseits jedweder Feldmark mitten in der Starkshorner Heide.
Beeindruckend finde ich auch die Wegespuren auf breiter Front, die das Gehege "achten". Die sehe ich in einem Zusammenhang mit dem nahen Rebberlah und der dort zunächst entlangführenden alten Poststraße (17.Jahrhundert). Die Richtung stimmt (Celle - Lüneburg). Auch um die ausufernden Wege von den gedachten Anpflanzungen auszusperren / zu leiten hätten die Wälle eine denkbare Funktion gehabt.

Das Objekt Abb.59) ist wirklich spannend. Die nach und nach erweiterte Bienenstelle und die umgebene Einhegung. Die Dimensionen bringe ich auch schwer mit einem Gehege für die Bienenhaltung zusammen - aber wie gesagt habe ich mehrere Beispiele für Immenbüsche die einen Durchmesser von 200 Metern und mehr haben... Ich kann Ihren Ansatz mit den Schafgehegen nachvollziehen und halte das Ganze für unbedingt untersuchenswert. Das wäre dann wohl auch so eine Stelle für den digitalen Spaten.
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Ich möchte heute ein ganz besonderes Objekt in die Diskussion einbringen, das Ihnen mit Sicherheit bekannt ist (Ramlingen-Ehlershausen 6), an dessen Interpretation aber wohl noch einiges zu leisten sein wird.
Im vergangenen Jahr durfte ich dazu auch eine Exkursion des örtlichen Heimatvereins begleiten. Es handelt sich um das "Imcker Gehege", so bereits in der HL benannt.
Es hat einen Durchmesser von über 800 m. Im Inneren so etwas wie eine umwallte Immenstelle aber mit einem Durchmesser von gut 100 m. Das sprengt jede bislang gesehene Dimension - es sei denn wir vergleichen es mit herzoglichen Jagdgehegen wie dem Hirschgehege bei Fuhrberg. Darum sehe ich das Imckers Gehege auch damit im Zusammenhang und mit der jagenden Hofgesellschaft aus Celle - aber belegen kann ich es nicht und den inneren Wall oder den Namen erklärt das auch nicht. Im DGM (ImckerGehege_Nord) ist auch noch eine weitere, eckig umwallte Fläche zu sehen, die wir bei einer ersten Begehung leider nicht auffinden konnten. Ich hänge wegen der Größe des Geheges zwei DGM-Auszüge (Nord/Süd) an.
DGM_ImckerGehege_Nord.jpg
DGM_ImckerGehege_Süd.jpg
Gespannt auf Ihre Deutung,
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Ich bin ganz begeistert über neue Gedanken durch unseren Dialog.
Zum Beispiel der große Erdwall nördlich Ramlingen, der kann nach meiner Definition „Fläche deutlich mehr als 40 Meter Dm“, „nur 1 Außenwall“, „keine Abteilungen“ nur eine Baumschule/Anpflanzung sein. Genau, wie es die HL beschreibt.
Doch was macht dieses große runde Dinge mittendrin? Und was sind das für „Buckelchen“ rundherum? Jungdünen? Und die polygonale Struktur nördlich davon sieht bautechnisch ganz ähnlich aus.
Viehhaltung würde ich ausschließen, auch keine Nachtweide, - viel zu groß. Jagdgehege, - ja daran erinnert es sehr.

Zweiter wichtiger Gedanke: Die Holzarmut um 1800 in der Allmende. Ja, das wäre dafür eine gute Idee, (aber wo ist sie belegt???) dass die lieben Imker gern ihre Bienenzäune ausweiten wollten (Löffelwurf) , um dort für private Zwecke Holz anzupflanzen, nicht nur, aber auch als Windschutz. Zu diesem Zweck könnten auch Brunnen gehören (was ich stark bezweifle, ist ja kein Kleingarten, um mit Kannen rumzulaufen). Fest steht immerhin schon, dass rund um die Höfe privater Wald angepflanzt wurde.

Dritter wichtiger Gedanke: Wir müssen uns nicht fragen: Wozu dienten die vielen kleinen Wälle, die Flächen abteilten, bei Baumschulen und Eichenheistern? Sondern unbedingt müssen wir klären:
Wozu dienten sie bei Schafgehegen? Wenn wir DAS geklärt haben, können wir auch bei anderen Anlagen sagen: „Sieht mehr nach Tierhaltung oder mehr nach Schonung aus.“
Das müssen wir unbedingt mit den Schäfern klären.

Anbei nochmal eine Schafhaltung bei Westergellersen. Mittelgang. Zweigeteilte Struktur. Stallgasse. Ja, alles klar. Aber was soll dieses Gewusel an Erdwällen rundherum???? Immer größer werdende Lungenflügel, wozu?
Nebenfrage: nehmen die Wölbäcker schon Bezug auf den Schafstall? Außerdem zu sehen: ein heiler und ein beraubter Grabhügel BZ.
Westergellersen.jpg
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Die Holzarmut ist ziemlich beeindruckend in der Kurhannoverschen Landesaufnahme dargestellt. Verglichen mit heute waren große Teile der Landschaft baumfrei. Und die Einhegungen, vor allem an herrschaftlichen Forsten, hatten bekanntermaßen das Ziel Holzdiebstahl zu verhindern und weidendes Vieh abzuhalten.

Das Beispiel aus Westergellersen ist wirklich wieder ein ganz besonderes. Das Erdwall-Gewusel entzieht sich zunächst einmal jeder Deutung und ja - auch auf mich wirkt es so, dass nicht nur der heutige Acker die Grenze des Geheges berücksichtigt, sondern sich auch bereits die Wölbäcker daran orientierten.
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

auch das anhängende Beispiel aus Hohne könnte etwas für den digitalen Spaten sein. Nur noch als Rest erhalten aber wohl eindeutig ein Gehege an einem (Schaf-)Stall. DGM mit PL überlagert.
DGM_PL_Overlay_Schafstall_Maikäferbusch.jpg
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Ja, ein Schafstall mit seitlichen eckigen Flügeln.
Ist nicht so gut, sagt der Schäfer, rund ist besser.

Falls wir wirklich mal mit dem digitalen Spanten losziehen, wäre es natürlich gut, am Anfang ein ganz sicher nachgewiesenes Tiergehege zu beproben, um Vergleichswerte zu haben.
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Heute fiel mir noch ein Indiz für eine "forstliche" Nutzung der Außenwälle der Ole Heeg auf - in der Verkoppelungskarte ist die Fläche als "G. Forst" (Gemeindeforst?!) gekennzeichnet. Ebenso ist es beim Beispiel der nicht mehr vorhandenen Herrschaftlichen Immenstelle in Hohne (von Bülow). Auch dort steht in der umgebenden Umwallung "G." als Besitzmarke der Gemeinde.
Leider finde ich im zugehörigen Rezeß nichts dazu - dort wird nur das dann zusammengefügte beschrieben. Lese aber immer mal wieder darin und hoffe, dass mir die Erklärung noch vor die Augen kommt.

Nicht ganz auszuschließen, dass ein gedachtes Schafgehege nach Nutzungsaufgabe zur Holzung wurde - aber warum dann die Realgemeinde Rechte daran haben soll weiß ich nicht. Und wahrscheinlicher erscheint mir, dass es bereits ursprünglich als Holzung angelegt war. Allen Ausführungen von Delfs zum Trotz - Holz war bei uns lange Zeit echte Mangelware und hier geht es scheinbar nicht unbedingt um private oder gar herrschaftliche Aufforstungen und Einhegungen, sondern um eine Anlage der Dorfgemeinschaft - zumindest der stimmberechtigten.
Und vor der Einführung des Stacheldrahtes war der Erdwall nunmal das Mittel zum Zweck, um einen Bereich deutlich abzugrenzen.
Soweit meine Gedanken dazu.
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Ich habe jetzt vier Schaf-Vereinigungen und einen Schäfer direkt angeschrieben per E-Mail, bin gespannt, ob wer antwortet. Ist natürlich Lammzeit bis April….
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