Wallgrabenanlagen im Wald

Hier werden unterschiedliche Kulturlandschaftelemente diskutiert
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Zu Schmarbeck: Ja, sehr interessant, die Waldungen dort. Die Laserscandaten zeigen die von Ihnen erwähnte Schafhaltung, hier könnte ich mir eine zeitgleiche Bienenhaltung vorstellen.
Da müsste man mal eine Phosphatuntersuchung des Innenraumes durchführen. Ob es ein Ort war, wo nachts Tiere aufgestallt wurden. :!:
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

:!: Und zu den Gehegen: Für mich sind jetzt alle Strukturen Immenzäune, die
- rund
- oval
- quadratisch
- rechteckig sind
- und zusätzlich zum Teil noch einen quadratischen Innengraben haben (Typ „Bosse“).

Und alle diese hier genannten Formen sind in der Regel 10 – 40 Meter im Durchmesser.
Das sind glasklar Bienenzäune. Vielleicht gibt es Ausnahmen, aber die wage ich nicht mal einzuschätzen, unter 5% vielleicht.

Alles, was über 40 Meter hinausgeht bis zu hunderten Metern Ausdehnung und zudem noch irgendwie unterteilt aussieht,
sind Strukturen von Schafhaltungen.
Hinzu kommen noch als wichtigste Kriterien
- Geteilte Struktur (Typ „Lungenflügel“)
- Spuren des Schafstallfundamentes mitten zwischen den beiden Flügeln, manchmal wird die Mitte auch „Stallgang“ genannt.

Was sollte denn wohl bei einer Imkerei eine Zweiteilung der Struktur? Ist sinnlos.

Insofern, lieber Herr Friedrich, wir sprachen schon darüber, sind die Anlagen bei Hunebooms Moore klassische Schafgehege.

Echt sprachlos, bzw. entzückt, war ich als ich die Kurhannoversche Karte in ihrem Online-Vortrag (4.Oktober 2021 :arrow: https://www.youtube.com/watch?v=6hIzIHiIuwk) sah bei Minute 30, nördlich von Hohne:
Da sind sie ja richtig typisch eingezeichnet von den Landvermessern. In der Mitte der schwarze Stall und rechts und links davon die beiden Flügel wie bei Lungen/Schmetterlingen. So toll hab ich´s überhaupt noch nie gesehen.
Sehr schön fand ich bei Ihnen auch den „Lüßmanns Immenzaun“ mit der eingezeichneten Holzstruktur und dem heutigen Oval im LiDAR-Scan, klarer geht es nicht.
Luessmanns Immenzaun_1780.jpg
DGM_Lüßmanns Immenzaun.jpg
Und dann gibt es noch die vielen, vielen Gehege mit einem einzigen Graben/Wall. Zumeist (akkurat) rechteckig. Das sind die Pflanzgehege.
Jedenfalls in der Regel, auch da mag es Ausnahmen geben.

Bin gespannt auf Ihre Antwort, ich muss ja nicht immer recht behalten.
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Die von Ihnen angesprochenen Phosphatuntersuchungen habe ich vor vielen Jahren auf zwei Flächen einmal durchexcerciert (mit dem ehrenamtlichen Kreisarchäologen Berger und Unterstützung durch das Katasteramt). Und zwar waren es die „Ole Heeg“ bei Jarnsen und der Doppelringwall in den Dünen bei Wienhausen. Beide Befunde waren negativ. Es fand sich innerhalb der Anlagen jeweils weniger Phosphate als bei der Vergleichsprobe von außerhalb. Viehpferche musste ich dadurch seinerzeit ausschließen. Es wäre für mich sehr spannend, solche Untersuchungen vergleichend aus eindeutig belegten Viehpferchen zu sehen.

Sehr gut finde ich auch Ihre Bemühungen, Klarheit in die vielfältigen Wallstrukturen im Wald zu bringen.
Nun habe ich es auch endlich geschafft, Ihren NLD-Montagsvortrag vom 17. Januar 2022 zu sehen. :arrow: https://denkmalatlas.niedersachsen.de/v ... chau-2022/. Meinen Glückwunsch für Ihren sehr gut gelungen Vortrag. Das Thema lässt sich wegen der vielfältigen Formen und Größen sowie unterschiedlichen Zeitstellung sehr schwer fassen und darstellen. Ich finde Ihre Zusammenfassung gut, auch wenn ich nicht in Gänze mit Ihren manchmal doch recht absoluten Schlussfolgerungen mitgehen kann.
Überzeugt haben Sie mich mit der „Lungen-Form“ (ich nannte es „Schmetterling“) als Schafgehege. Auch wenn für mein Beispielobjekt (Immenstelle an Hunebornsmoorgraben bei Hohne) bislang lediglich die Bienenhaltung eindeutig belegt ist. Ihre Erläuterung dazu erscheint mir aber vollkommen schlüssig. Davon, von der Lungen-Form, gibt es noch mehrere Beispiele (vor allem wohl auch im Landkreis Gifhorn) die ich hoffentlich bald einmal aufsuchen und untersuchen kann. Ich werde Ihnen dann gerne berichten.

Nicht ganz teilen kann ich bislang Ihre Schlussfolgerung, dass alle Umwallungen über 40 m Durchmesser auf Schafhaltung zurückgehen. Ich habe einige „Immenbüsche“ (als solche verzeichnet) entdeckt, die wie Ihr Typ „Bosse“ aussehen aber eben größer sind. Dass diese Büsche aus der Zeit vor der Heideimkerei stammen und das alte Zeidlerwesen repräsentieren, konnte ich bislang nicht belegen – weil es wohl auch nicht so war/ist. Eine griffige Erklärung habe ich noch nicht, aber so ganz möchte ich in diesem Zusammenhang noch nicht auf die Schaftheorie einschwenken.

Auch bin ich davon überzeugt, dass einige der Mehrfachumwallungen „reine“ Bienenstellen waren. Die äußeren Flächen/Ringe bzw. „Anwallungen“ dienten dabei – aus meiner Sicht – Anpflanzungen die mlgw. der Bienenweide dienten aber vor allem als Windschutz. Diesen Aspekt haben Sie in Ihrem Vortrag außer Acht gelassen.
Mir bestätigte allerdings ein alter Imker, der sich im Celler Bieneninstitut schwerpunktmäßig mit der historischen Imkerei beschäftigte, wie wichtig der Windschutz vor allem für die schwerbeladenen zurückkehrenden Bienen sei. Ohne Windschutz drohten große Verluste. Um aber in der Allmende vor Verbiss geschützt zu sein, mussten solche Anpflanzungen eingehegt werden, was aus meiner Sicht einige der "Erweiterungen" der Gehege erklären könnte.
Das von Ihnen aufgeführte Beispiel (58. Minute Ihres Vortrags) empfinde ich nicht als schlüssig. Die Verkoppelungskarte zeigt in grün und grau den alten kartierten (also vorgefunden) Zustand und darauf in rot die neue Verteilung.
Verkoppelungskarte_1857_Immenstelle von Bülow.jpg
Die Anlage (Herrschaftliche Bienenstelle von Bülow) wurde also Mitte des 19. Jahrhunderts nicht zerschnitten, sondern hatte die Mehrfachstruktur bereits vorher. Dort erkenne ich die genannten Erweiterungen mit Anpflanzungen – andererseits ist auch eine breite „Zuwegung“ zu erahnen, die mglw. als Vieh-(Schaf-)Trift genutzt worden sein könnte… Es wäre ein gutes Beispiel, an dem wir „unsere Theorien“ abgleichen könnten. Leider ist der Bereich längst überbaut. Vielleicht haben wir im Bereich Schmarbeck eine Gelegenheit?

Zum Alter der Anlagen muss ich auch noch etwas schreiben. Und zwar stammen meine ersten urkundlichen Nachweise von umwallten Immenstellen aus dem 15. Jahrhundert. Zwar konnte ich keiner gefunden Anlage ein solch hohes Alter zuschreiben, aber es hat sie in dieser Zeit offensichtlich bereits gegeben. Die beiden Jahresangaben zur Entstehung der Anlagen „Striepen Immenzaun“ 1667 und „Dallmanns Kuhle“ 1717, mit denen Sie mich im Vortrag zitieren, sind insofern falsch, als dass sie lediglich die älteste urkundliche Erwähnung beschreiben. 1667 bezieht sich auf das Lagerbuch der Amtsvogtei Beedenbostel und belegt, dass die Immenstelle zu dieser Zeit bereits existierte und im Jahr 1717 hat der Imker Hinrich Dallmann eine Klage des Habighorster Gutsbesitzers Hasselmann abwenden können, der ihm die Nutzung der entsprechenden Immenstelle abnehmen wollte. Beide Anlagen sind demnach älter.

Soweit erst einmal als Reaktion auf Ihren gelungenen Vortrag und als Anregung für den weiteren Austausch zum Thema.
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Es freut mich sehr, dass wir darüber im Gespräch sind, weil mein Vortrag ja noch nicht publiziert ist und ich Ihre Bedenken sehr gern mit einarbeiten möchte.
Zu den „Schmetterlings-Formen“: Hier besteht noch weiter Aufklärungsbedarf. Ich finde es sehr erstaunlich, dass dieser Typ so weit verbreitet ist und dass unser Schäfer meint, hier hätte man Muttertiere von den Lämmern getrennt. Ist DAS wirklich der Grund? Ich hab keine Ahnung von Schafhaltung, aber ich finde, wir sollten eine zweiten Schäfer/eine Schäferin befragen, kennen Sie wohl jemand?
Sehr wichtig ist mir Ihre Erwähnung vom Windschutz für Bienen, ja, damit könnte man die mehrfachen Umwallungen erklären, bestes Beispiel ist das imposante Stelle Duden-Rodenbostel, füge ich bei.
DSC_9762_B.jpg
Auch den zeitlichen Unterschied zwischen der Erbauung und der ersten schriftlichen Erwähnung finde ich wichtig, werde ich erwähnen.

Kommen wir nochmal zu der Umgestaltung der beigefügten Immenstelle bei Hohne, die Karte hatte ich mir in Hannover besorgt:
Immenstelle.jpg
Wir sehen eine eiförmige Umwallung, vielleicht schon aus dem 15. Jh., jedenfalls alt, und früher vermutlich in der Allmende gelegen. Der Flurname sagt, dass es sich um eine Imme=Stelle handelte.
Dann hat man – keine Ahnung, wann – die ganze Fläche aufgeteilt in Parzellen. Rundherum im Uhrzeigersinn die Flächen 130, 131, 132, 133, 134. Diese Flächen liegen entlang eines alten Feldweges, wie ich ihn in seiner gezackten Form des öfteren aus dem Flugzeug sehe. Die Imme=Stelle hat man nicht ganz eingeebnet, sondern als einfachste Lösung ein Stück Wall entfernt und ein möglichst großes Rechteck hineingeschnitten, die Fläche 143. Dann bleiben noch links und rechts die beiden krüppeligen Flächen 142 und 144 übrig.
Der Zeichner malt an einigen Stellen lose Ansammlungen von Bäumen. Insofern ist nicht sicher, ob diese Flächen beackert wurden. Vielleicht waren sie auch nur Weideland mit natürlichem Buschwerk.
Aber sie waren nicht länger Allmende, sondern gehörten jetzt einem Eigentümer.
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Zur Fragen nach der Funktion der "Lungenflügel" fällt mir tatsächlich jemand ein. Ich werde mal nachfragen. :?:

Und zur Immenstelle in Hohne: Das muss ich mir noch einmal genauer ansehen - insbesondere hinsichtlich der Flächenaufteilung vor 1857. Es ist im Gelände ja leider nichts mehr vorhanden. Aber die Karteneinträge erinnern mich irgendwie an Ole Heeg - also Anbauten/Anwallungen an die alte Bienenstelle - der Bewuchs diente als Windschutz. Diese gehörte übrigens dem Rittergut von Bülow - ebenso wie die Gesamtfläche nach der Verkoppelung. Und der vermeintliche Weg durch die Anlage ist in der Verlängerung auf der Karte als "Immenzaunweg" bezeichnet und könnte demnach eher eine Zuwegung darstellen. Der öffentliche Weg lief weiter nördlich am Wunderkamp entlang. Ich muss es mir noch einmal mit etwas Zeit ansehen.
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Heute will ich nochmal schreiben, warum ich so viel Wert auf eine Typologie lege:
Mir liegt nämlich sehr daran, im Landesamt die Beschreibungen der Objekte im Wald verbessern zu helfen.
Bislang geht das nach Bauchgefühl, dann heißt es: Viehkraal, Bienenstall, Gehege, Viehpferch, Einhegung, Immenzaun.
Bestes Beispiel ist der Immenzaun in der Gemarkung Prinzhöfte, der fast exakt dem Winsener Bienenzaun gleicht. Dazu wurde jetzt geschrieben: Könnte eine Köhlerstelle sein.
Dabei braucht eine Köhlerstelle nicht dieses Ausmaß und so einen Ringwall. Ich hab mir gerade südlich von Bad Sachsa einige Köhlerstellen angeschaut, wo noch die Holzkohle zwischen dem Herbstlaub lag.
Foto A.jpg
Hilkerode Duderstadt Holzkohlemeiler über Wölbäckern.jpg
Darum mein Vorschlag:
Alles, was rund, oval, quadratisch oder rechteckig ist, sowie vom Typ Bosse, und unter 40 Metern im Durchmesser ist, gilt bis zum Beweis des Gegenteils als Bienenzaun.
Alles, was größer ist und nur einen einzigen Wall hat, ist ein Gehege für Pflanzen.
Und alles, was in sich unterteilt ist mit Wällen und Gräben, ist eine Großtier-, bzw. Schafhaltung.
Natürlich gibt es bei alledem Ausnahmen….
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Ihren Einsatz für eine entsprechende Typologie finde ich gut und unterstützenswert Herr Freese. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn die Objekte im Wald von vornherein richtig eingeordnet würden.
Und Ihre Unterteilung finde ich dazu stimmig und hilfreich. Es bleibt dann ja im Einzelfall möglich, auf Besonderheiten wie herzogliche Jagdgehege und ähnliches hinzuweisen.
Für Ihr Beispiel mit den Köhlermeilern im DGM bin ich sehr dankbar - das sieht beeindruckend aus und ich werde diesbezüglich nun auch die Augen offen haben. Sehr gerne würde ich Ihr Foto von den Kohleresten (mit Namensnennung) und auch den DGM-Auszug (mit Quellenangabe NLD/LGLN) auf der NHB-Seite im Onliekatalog historischer Kulturlandschaftselemente zeigen. Dort klafft (nicht nur) in der Rubrik Meilerplätze (noch) eine Lücke. :arrow: https://niedersaechsischer-heimatbund.d ... d-gewerbe/
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Zwischen Beedenbostel, Bunkenburg und Jarnsen gibt es zwei unterschiedliche Gehegerelikte, die ich gerne diskutieren würde. Bei beiden sagen die Eigentümer, handele es sich um historische Bienenstellen. Ich ging bei beiden zunächst eher von Viehpferchen aus.
1) Gehege bei Albes Mühle
2) Ole Heeg
HL_1779_Ole Heeg.jpg
Das Gehege bei Albes Mühle (Arbeitstitel!) ist 1779 deutlich als Grünland (?) mit einer Hecke umgeben, bereits in der heutigen Form, verzeichnet.
HL_1779_Gehege bei Albes Mühle.jpg
Auch in der Preußischen Landesaufnahme ist die heutige Form zu erkennen. Die Einfriedung ist hier als Wallhecke dargestellt. „Albes Mühle“ ist zwischenzeitlich dazugekommen – heute aber bereits wieder verschwunden. Nur noch das Wohnhaus ist vorhanden.
PL_Gehege bei Albes Mühle.jpg
Im DGM zeichnet sich deutlich der recht tiefe Graben im nördlichen und östlichen Bereich ab.
DGM_Gehege bei Albes Mühle.jpg
Und hier noch einige Impressionen:
Gehege bei AlbesMühle 1.jpg
Gehege bei AlbesMühle 2.jpg
Gehege bei AlbesMühle 3.jpg
Gehege bei AlbesMühle 4_.jpg
Gehege bei AlbesMühle Verkoppelungskarte.jpg
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Florian Friedrich
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Florian Friedrich »

Und hier zum Objekt Ole Heeg:

In der Kurhannoverschen 1779 ist das Objekt verzeichnet (roter Pfeil) – aber der Bezug zur heutigen Form ist nicht erkennbar. Orientierung bietet die Hirtenwiese (blauer Pfeil).
OleHeeg_HL1779.jpg
In der Preußischen ist das Waldstück etwa in seiner heutigen Form/Ausdehnung dargestellt mit Trockengraben am westlichen Rand; ein Stall und ein Schuppen östlich. Die „Beule“ in der Gemarkungsgrenze deutet auf ein Gehege hin – ist aber bislang nicht deutbar.
OleHeeg_PL1901.jpg
Das DGM zeigt eine komplexe Form. Ihr „Spiegelei“ mit diversen Anbauten.
Innerhalb der unterschiedlichen Umwallungsabschnitte habe ich vor Jahren Bodenproben genommen und im Landesamt für Bodenforschung untersuchen lassen. Viehhaltung innerhalb der Anlage musste ich danach ausschließen.
Die inneren Wälle sind deutlich ausgeprägter als die äußeren und weisen eine Höhe von fast einem Meter auf. In meiner Vorstellung wurden an das „Spiegelei“, in vermutlich mehreren Kampagnen, Vergrößerungen der Umwallung angesetzt, die mglw. Anpflanzungen zum Windschutz (oder als Bienenweide) von der Allmende abgrenzten. Dadurch wurde das Stück schlussendlich im Zuge der Verkopplung zum (eckigen) Waldstück erweitert. Ganz schlüssig ist das noch nicht – aber es wäre eine mögliche Erklärung.
Spannend sind selbstverständlich auch die unter der gesamten Wallanlage sichtbaren Wölbackerstreifen. 1779 ist der Acker nicht (mehr oder noch nicht) unmittelbar an der Olen Heeg verzeichnet. Datierung?
OleHeeg_DGM.jpg
Die Verkoppelungskarte zeigt das Objekt – allerdings ohne den innersten Ring und offenbar nicht mehr in Nutzung als Bienenstelle. Aber auch ein Stall ist nicht zu erkennen. Der äußere Teil war offensichtlich ein Gemeindeforst.
Zu sehen ist auch noch die bereits 1779 verzeichnete – heute verschwundene - Hirtenwiese.
OleHeeg_Verkoppelungskarte.jpg
Ich bin gespannt auf Ihre Meinung zu den beiden Objekten.
Heinz Dieter Freese
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Re: Wallgrabenanlagen im Wald

Beitrag von Heinz Dieter Freese »

Lieber Herr Friedrich,
Ihre beiden „Gehege“ bieten wirklich besten Diskussionsstoff.
Zum Gehege bei der Albes Mühle: Hier sehe ich gleich südlich des „Punnenwish Feld“ einen typischen Feldweg jener Jahre, der genau in dieser zackigen Form, aber in Hohne in Nord-Süd-Richtung auch um den einstmals eiförmigen Bienenzaun herumgeführt hat, bei seiner Anlage wurde Rücksicht auf das „Ei“ genommen.
Und nun zu dem „Gehege“: Wir sehen im DGM einen relativ scharfen Graben, der die Fläche umgrenzte. Der eben genannte “Feldweg“ führt in einem Abstecher auf das Objekt zu, aber es ist ein Fake. Wir sehen im DGM, dass der Eingang ursprünglich im Süden gelegen hat. Nach Westen hin ist der Graben heute verschüttet durch Straßenbau, denke ich.
Es spricht überhaupt nichts dagegen, dass hier z.B. im 16. Jh. ein Bienenzaun gestanden hat, - nördlich dem „Franzosengrab“ in Lachendorf liegt auch solch eine von einem tiefen Graben umzogene Fläche.
Und die Bienen nahmen gern stehendes Wasser, um den Stock zu kühlen an heißen Tagen.
Was könnte es sonst noch sein?
Eine Nachtweide, ja. Der Hirte konnte dort Schafe, Rinder, Schweine einsperren, wenn der Weg nach Hause zu lang war.
ABER von welchem Dorf aus war der Weg zu lang zu dieser Fläche?
Wir haben ja überhaupt das Problem, das wir nicht eine einzige Nachtweide dingfest machen können. Aus Süddeutschland führt DELFS einen Schweinekoben auf, 10 mal 10 Meter, Blockbohlen rundherum, in dem die Schweine nachts bleiben konnten. Hinterlässt aber keine Spuren im DGM.
Weitere Phosphatproben wären sehr nützlich. Wenn Sie vom NHB z.B. 900 Euro locker machen könnten, dann würden wir uns einen digitalen Spaten leihen für eine Woche und überall an verdächtigen Orten Proben ziehen. Ließe sich problemlos machen, ich wäre dabei. Die 900 Euro sind inclusive aller Probenauswertung, welche direkt in der App. erscheint.
Also nochmal: Bienenstelle und Nachtweide: JA.
Aber Gehege, da wird es noch schwieriger.
Delft beschreibt sehr schön, dass NIEMAND zu Zeiten der Allmende irgendwelche abgesperrten Gehege mit jungen Eichen in der Feldmark wollte. Ganz im Gegenteil: Dagegen wurde Stimmung gemacht - wie heute gegen jede Naturschutzmaßnahme.
Wir können getrost davon ausgehen, dass es vor 1806 kaum Gehege für Pflanzen gab. Und die mussten mit Wall und Graben und Verhauen gegen die Landbevölkerung geschützt werden unter Strafandrohung des Herzogs.
Nach der Durchführung der Privatisierung wurden dann überall Gehege für Bäume angelegt, nun war es ja sinnvoll für das Privateigentum.
Aber dafür brauchte keine Wälle und Gräben mehr, - genau wie bei den Bienenzäunen reichte jetzt eine Bretterwand oder eine Kennzeichnung des Privateigentums.
Wenn wir uns das vor Augen halten, ist wieder klar, dass es sich bei der Ole Heg um einen Bienenzaun handelt, Typ Bosse oder „mehrfach umwallt“.
Aber wozu diese Wällchen rundherum? Die Pflanzen brauchten keine Wälle.
Nach meiner bisherigen Deutung würde ich hier „Schafhaltung“ einsetzen, nebenbei gab es sogar eine Hirtenwiese, auf der die Hirten vermutlich kostenlos eigenes Vieh grasen lassen konnten, oder?
Ich gebe aber zu, dass Ihre Deutung auch nicht ganz auszuschließen ist, lieber Herr Friedrich.
Schauen wir uns noch zwei weitere Schafgehege an, die ich beifüge:

Bei beiden Stellen ist der Ursprung ein Bienenzaun nach dem Modell Lüßmanns Bienenzaun, bei Abb. 58 sehen wir deutlich, dass er in einem windgeschützten Talabschnitt liegt.
Und dann wurde nach Osten hin immer wieder erweitert, an einer Stelle liegt sogar ein Brunnen. Wofür brauchen das Bienen und Bäumchen?
Abb 58.jpg
Bei Abb. 59 der gleiche ovale „Lüßmanns Bienenzaun“. Und nach und nach wird er immer größer, bei der 3. Erweiterung scheint es sich um den Typ Bosse zu handeln.
Abb 59.jpg
Und die PL vermerkt um das Jahr 1900 etwa 40 Meter südlich des Ursprungs noch einen im DGM nicht mehr sichtbaren Bienenzaun.
Vielleicht sind das ja alles nur erweiterte Bienenzäune, aber schauen Sie mal die Ausdehnung. Ich halte es für kombinierte Bienen/Schafhaltung. Oder nacheinander.
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